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Die Redaktion
Ausstellung von Marc Peschke "After This Darkness There Is Another"
Ausstellung 19. September bis 11. Oktober
studio_01
Herderstraße 11
D-65185 Wiesbaden

Öffnungszeiten:
donnerstags 17-19h
samstags 15-17h
Und nach Vereinbarung.

Marc Peschke
zieht uns erstmalig in der Galerie studio_01 mit seiner geheimnisvoll-zeichenhaften Shortstory "After This Darkness There Is Another" in seinen Bann. In zwölf Einzelaufnahmen, die auf Reisen ins zumeist südliche Ausland entstanden sind, generiert er die fragmentarische Zusammenkunft zu einem Nachtstück, das dem Betrachter bisweilen Lynch-artige Anmutungen beschert. Seine hier im kleineren Format gezeigten Arbeiten ziehen uns in ihrer Weichheit und Schemenhaftigkeit, subtilen Rätselhaftigkeit und scheinbaren Klarheit hinein ins Geschehen und bestechen sowohl im Einzelnen als auch in ihrer Zusammenstellung als unbedingte Abfolge.

Die Arbeiten Peschkes heben sich in ihrer zurückgenommenen Stimmung wohltuend ab vom Habitus virulenter Positionen der künstlerischen Fotografie, die in ihrer Machart nurmehr dem ersten Eindruck geschuldet scheinen und wie in der Werbefotografie in der Funktion eines eye-catchers schnell ersichtlich und leicht konsumierbar sind.

Die nächtlichen Novellen Peschkes dagegen vermögen gerade beim näheren Hinsehen ihre volle Faszination zu entfalten, ohne ihr Geheimnis gänzlich zu offenbaren. Die weiträumige, mitunter sehr schön nuancierte Schwarzheit und die beinahe-Abwesenheit von Licht bei gleichzeitiger Betonung weniger, teilweise winziger Spots, lässt die Bedeutung des Inhalts in den Fotografien Peschkes umso mehr hervorscheinen und verleiht den Ideen, die uns in den Sinn kommen mögen, durch die bei der Betrachtung erforderliche Kontemplation, ihren Raum.

Nachtleben einmal anders

Was man nicht hört, aber in den Bildern von Marc Peschke mitschwingt, ist das Zirpen der Nacht, die Schwüle der Atmosphäre.
Uns vertraut ist die Gewissheit um die Existenz und das Fortbestehen des gerade Unsichtbaren auch jenseits des - vorübergehend abwesenden - Lichtes. Dass der Dinge erkennbare Erscheinung von der Wiederkehr des Tageslichtes beziehungsweise vom Grad der Beleuchtung abhängig ist, wissen wir aus tagtäglicher Erfahrung. Aufgrund dieser tröstlichen rationalen Erkenntnis lassen wir uns meist unbesorgt aufs Dunkel ein und sind dennoch stärker auf der Hut. Und in uns kann die Ahnung von etwas Unbestimmten aufkommen, von dem, was vielleicht in der Uneinsichtigkeit von Nacht und Schatten wartet. Wir vermuten etwas im Verborgen, wo womöglich gar nichts ist, oder doch, und wenn ja, was? Unsere Phantasie beflügelt das Unsichtbare, etwas, das wir nicht zu sehen vermögen, aber mit unserem inneren Auge und den wachsameren Sinnen fühlen.

Mit den Fotografien Marc Peschkes verhält es sich wie mit der gesteigerten Ruhe der Nacht, in der wir Geräusche wahrnehmen, die sonst nicht zu vernehmen sind. In seinen Bildern entdecken wir visuell die Nuancen und feinen "Geräusche", die in der heutigen, oft grell-lauten Fotografie kaum zur Geltung kommen.

Menschliche Spuren zeigen sich in Chiffren, Zivilisation taucht blitzartig aus dem Dunkel auf, um genauso schnell wieder im scheinbaren Nichts zu verschwinden. Und was haben ein hell erleuchteter Buddha, eine goldene Katze und eine wie von Ferne leuchtende Zivilisation gemeinsam? Das blaue Funkeln von Augen, Murals in Kritzelschrift und Leuchten diverser Art? Allen gemein ist, dass sie wie aus dem Nichts hervorscheinen und in sich zu leuchten vorgeben. Auch wenn sie eigentlich keine aus sich heraus scheinenden Leuchtkörper sind, existiert diese Magie.

Und was sind wir? Nächtliche Zeugen oder Akteure eines wiederkehrenden Spukes? Oder doch nur einfach der Spur eines Fremdlings gefolgt und nun mit dessen blühender Fantasie die selben Orte suchend, irrlichternd in der Nacht, die keine Sicherheit mehr verspricht. Ein Schlafgemach und Nachtlager lässt sich erahnen, bevor es wieder im Nebelschleier sublimiert. Licht fällt auf die Gasse, ich gehe hinein. Im Morgengrauen, im fahlen Licht drängt es zur Heimkehr. Wäre man doch besser - nur wo? - geblieben!
Die Phantasie geht mit uns durch und wir fahren durch die Nacht - im Angesicht der Bilder von Marc Peschke ...
Kunstaussichten - EIne Gemeinschaftsausstellung mit Beteiligung unseres Fotografen René Spalek
Fotografie - Ausstellung in der Eisfabrik Offenbach.

Es stellen aus:
RAINER KRAUS / suffer and pride
JÜRGEN LECHER / Panoramen
HOLGER MECKBACH / Stillleben
RENÉ SPALEK / Metropolen / Tippkick

Die Ausstellung findet im Rahmen der Kunstansichten 2008 in Offenbach am Samstag, dem 20.09.08 zwischen 14-22 Uhr und am Sonntag, dem 21.09.08 zwischen 12-20 Uhr statt.

Ausstellungsort:
Eisfabrik
Geleitsstrasse 24
D 63065 Offenbach
www.eisfabrik.info
info@eisfabrik.info
Dem Elend ganz nah. „Aids in Odessa“ von Andrea Diefenbach
Die 1974 in Wiesbaden geborene Fotografin Andrea Diefenbach hat einen Hang zu „schweren“ Themen. Die ausgebildete Fotografin und Absolventin der Fachhochschule Bielefeld, deren Fotografien unter anderem im SZ Magazin, in Brand Eins, im Stern oder in Die Zeit erscheinen, veröffentlichte im Jahr 2005 ein Buch über die bisher unheilbare Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose – in diesen Tagen ist ihr Band über „Aids in Odessa“ erschienen.

„Aids in Odessa“ ist ein Buch, das man kaum aus der Hand legen kann. Im Jahr 2006 fotografiert, stellt Diefenbach Frauen und Männer aus der Hafenstadt Odessa vor, die HIV-positiv sind. Die Ukraine, das ist bis heute wenig bekannt, ist das Land mit den meisten HIV-Neuinfektionen in Europa, was vor allem am rasant gestiegenen Drogenmissbrauch liegt. Nach Schätzungen leben in Odessa etwa 160 000 infizierte Menschen, das ist etwa jeder zehnte Einwohner – in der Ukraine sind es etwa eine halbe Million.

Was zeichnet die Bilder Diefenbachs aus? Ist es die Stille, die in ihnen ist? Die Anteilnahme, die Empathie, mit der sich die Fotografin ihren Protagonisten nähert? Das Alltägliche, das in diesen Bildern steckt? Vielleicht ist es dies: „Es sind Bilder, die sichtbar machen, wie sehr Leid und Schmerz im gesamten Land um sich greifen. Um so zu fotografieren, muss man diesen Schmerz mitfühlen – und das spürt man in jedem einzelnen Bild“ – so der ukrainische Fotograf Boris Mikhailov im Vorwort zum jetzt erschienenen Buch.

Die Biografien sind unterschiedlich, doch die Krankheit eint sie alle. Da ist etwa Natascha, 23 Jahre, die zwei Kinder hat und sich vermutlich durch ungeschützten Sex als Prostituierte mit HIV infiziert hat. Schon einige Jahre spritzt sie verschiedene, oft unreine Drogen: eine blonde, junge Frau, die am Krückstock unter blühenden Bäumen spaziert, ihre Beine sind gelähmt. Ein leerer Blick aus einem Autobus, eine Umarmung, die Verzweiflung lindern soll, nicht lindern kann. Zwischen die Porträts mischt Diefenbach Bilder der Umgebung, Blicke in die Wohnungen der Betroffenen, zeigt ihr Umfeld: all die heruntergekommenen, schlecht ausgestatteten Krankenhäuser, das ganze kollabierte Gesundheitssystem im Postsozialismus. Eine unprätentiöse, sehr selbstverständlich komponierte Fotografie, die in warmen Farbtönen dem Elend ganz nah kommt, doch den Menschen ihre Würde lässt.

„Ich hatte keine Ahnung, ob ich das Ganze hinbekommen würde“, hat Diefenbach in einem Interview erzählt. „Ich wusste überhaupt nicht, was auf mich zukommen würde. Gleichzeitig hatte ich diesen Tatendrang, dass ich unbedingt erzählen wollte, was in diesem Land geschieht. Einige der Menschen habe ich eine Weile begleitet und vielen bin mit der Zeit sehr nahe gekommen. Drei von ihnen sind während meiner zweimonatigen Arbeit in der Ukraine gestorben. Das ganze Projekt hat mich wohl nachhaltig geprägt.“

Boris Mikhailov schreibt in seinem Vorwort, es seien ganz normale Menschen, die wir hier sehen würden. Menschen, die den Kampf gegen die Krankheit aufgenommen haben. Doch viele haben den Kampf schon verloren. So wie etwa Tanja, deren Schicksal Andrea Diefenbach noch über ihren Tod hinaus fotografiert hat. „Aids in Odessa“ ist ein trauriges, ein unsagbar trauriges Buch. Es schmerzt, so viel Leid zu sehen. Doch in die Traurigkeit mischt sich Mitgefühl. Aus Anteilnahme speist sich eine Art von Hoffnung.

Marc Peschke

Buch:
Andrea Diefenbach: AIDS in Odessa. Vorwort von Boris Mikhailov. Text von Andrea Diefenbach. Deutsch/Englisch. 192 Seiten. 100 Abbildungen. Gebunden. Hatje Cantz 2008. ISBN 978-3-7757-2158-5. 29,80 Euro